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Valdivia – Flussidyll mit deutscher Geschichte

Die Spuren der Deutschen sind im sympathischen Valdivia nicht zu übersehen. Doch war die südchilenische Metropole auch Schauplatz von kriegerischen Konflikten und Naturkatastrophen. Die bewegte Vergangenheit steht im Kontrast zum Einklang des gemütlichen Städtchens mit seiner harmonischen Flusslandschaft.

Valdivia – Flussidyll mit deutscher Geschichte

Prunkstück im Kleinen Süden von Chile

Fragt man Chileninnen und Chilenen nach der schönsten Stadt des Landes, landet Valdivia auf der nationalen Beliebtheitsskala sicherlich sehr weit oben. Die Hauptstadt der Región de los Ríos im Kleinen Süden von Chile beheimatet um die 150.000 Menschen. Sie werden verwöhnt von einer idyllischen Naturszenerie, die Valdivia einbettet. Am Mündungsdelta der Flüsse Calle Calle und Río Cruces und nah der Pazifikküste bewahrt sich die Universitätsstadt ihre Unbeschwertheit. Besucherinnen und Besucher schätzen an Valdivia vor allem die aufgeräumte Stadtstruktur mit ihrer romantischen Flusslandschaft – und nicht zuletzt auch die deutsche Prägung.

Die Deutschen in Valdivia

Straßenschilder führen Namen deutscher Persönlichkeiten. Bäckereien preisen köstlichen „Kuchen“, in Restaurants serviert man Wurst und Sauerkraut. Giebeldächer schmücken Häuser. Die deutsche Schule und die Feuerwehrkompanie Germania haben ihren festen Platz. Und etliche Familien finden an irgendeiner Stelle ihres Stammbaums ein deutsches Vorfahren. Nicht zuletzt liegt in Valdivia auch die Wiege der chilenischen Braukunst. Carl Anwandter, ein deutscher Immigrant der ersten Generation, gründete hier die „Cervecería Anwandter“, die erste Bierbrauerei im ganzen Land. Ja, selbst das Klima von Valdivia kommt Reisenden aus Deutschland sehr bekannt vor.

Valdivia im Zeichen territorialer Konflikte

Pedro de Valdivia

Warum das so ist, erklärt ein kurzer Blick in die chilenischen Geschichtsbücher: Mitte des 16. Jahrhunderts rückten die spanischen Eroberer in den Süden Chiles vor und verdrängten die heimische indigene Bevölkerung. Pedro de Valdivia, ein wahrlich unrühmlicher Zeitgenosse mit blutigen Händen, drückte dem einstigen Siedlungsgebiet im Jahr 1552 seinen Namen auf. Die Stadt trägt ihn bis heute. Doch die Nähe zu den ansässigen Mapuche sowie die Bedrohung durch andere ausländische Siedlergruppen führte in den kommenden Jahrzehnten immer wieder zu Spannungen und Kämpfen um die lokale Vormachtstellung. Der Konflikt mit der indigenen Ursprungsbevölkerung blieb auch nach der erlangten Unabhängigkeit Chiles bestehen. Um einer Spaltung des nationalen Territoriums entgegenzuwirken, förderte die chilenische Regierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Besiedlung des Südens durch Einwanderinnen und Einwanderer. Viele kamen aus Deutschland. Das charakterisiert Valdivia bis in die Gegenwart.

Die herausfordernde Tektonik von Valdivia

Valdivia gehört zu den ältesten Städten des Landes. Dass man die historischen Spuren nur bedingt verfolgen kann, ist wie vielerorts in Chile der lebendigen Tektonik geschuldet. Immer wieder wurde der Ort von Erdbeben heimgesucht. Mit einer Magnitude von 9,5 begrub das weltweit stärkste je gemessene Beben im Jahr 1960 einen großen Teil von Valdivia und seine Menschen. Auch Überschwemmungen, Erdrutsche und Feuer marterten die Stadt. So wirkt die Architektur von Valdivia trotz der bewegten Vergangenheit recht jung.

Junge Architektur von Valdivia

Stadtspaziergang, Markttreiben und Brauerei von Valdivia

Valdivia ist ein ausgezeichneter Fleck Chiles, um etwas die Seele baumeln zu lassen, die Vorzüge des Stadtlebens zu genießen und die harmonische Flusslandschaft aufzusaugen. Ein gemütlicher Spaziergang erstreckt sich wahlweise durch den kompakten und eher schlichten Stadtkern, entlang des gewundenen Flussufers oder durch die schmucke Gartenanlage des Parque Saval mit ihren Lotosblumen auf Isla Teja, der urbanen Flussinsel von Valdivia. Auf jener Insel ordnet auch das Stadtmuseum die Stränge der Geschichte anschaulich ein. Das Hier und Jetzt erfährt man stattdessen ganz authentisch im lebendigen Marktgewimmel der Feria Fluvial am zentralen Ufer des Río Valdivia. An den zahlreichen Ständen preisen routinierte Händlerinnen und Händler lokalen Fisch, Obst und Gemüse an. Währenddessen stehen Seelöwen und Pelikane ungeduldig in den Startlöchern und warten begierig auf die Reste des Verkaufs. Ein anderes Aushängeschild von Valdivia befindet sich wenige Kilometer außerhalb des Orts: Die landesweit bekannte und hochgeschätzte Kunstmann-Brauerei stellt ihre breite Palette an hauseigenen Biersorten vor und serviert dabei deutsche Küche.

Verzweigte Flüsse und Relikte der Kolonialzeit um Valdivia

Valdivia reizt mit seiner soliden Struktur, der urbanen Flusslandschaft und dem interessanten Erbe der Kultur. Doch nicht wenige meinen, der eigentliche Schatz liegt vor allem außerhalb der Stadtgrenzen. Das Umland von Valdivia ist von ergreifender Schönheit und gewährt zugleich Einblicke in die umkämpfte Vergangenheit. Verästelte Wasserstraßen durchfurchen die verzückende Provinz. Eine spontane Bootstour auf dem gleichnamigen Fluss führt zu Isla Mancera in der Meeresmündung unweit des Örtchens Niebla. Gegenüber der urwüchsigen Insel zeigt Corral die Verträumtheit und Wehrhaftigkeit dieser Gegend gleichermaßen. Voller Kraft strotzt die hiesige Festungsanlage, die damals die Spanier zum Schutz vor Angriffen von Seeräubern und konkurrierenden Streitkräften an diesem beseelten Küstenstreifen errichteten.

Strand von Mehuín und Nationalpark Alerce Costero

Ein weiterer Diamant der Region ist Mehuín. Etwa 75 Kilometer nördlich von Valdivia empfängt das Fischerdorf seine Gäste mit einer tollen, provinziellen Küstenatmosphäre und einem kilometerlangen Sandstrand. Das behagliche Örtchen liegt an der Mündung des Lingue-Flusses und wird flankiert von einem kleinen Hafen, Dünenhügeln und spitzen Felsen. Mehuín ist eine hervorragende Adresse zum Sonnenbaden und Abschalten, ebenso zum Surfen oder Kajakfahren.
In der anderen Himmelsrichtung, etwa 60 südlich von Valdivia, zeigt sich die Natur der Region indes üppiger und rustikaler. Hier befindet sich der Nationalpark Alerce Costero. Kürzere Wanderpfade schlängeln sich durch den Valdivianischen Regenwald unter dem Dach gigantischer Patagonischer Zypressen. Das Alter dieser endemischen Bäume beträgt mitunter über 3.000 Jahre. 

Strand von Mehuín nördlich von Valdivia

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